photo and video by Rike Flämig

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28. -30. Juni 2024

Performance Zeiten
Fr., 28.06. 20:00–22:00 Uhr
Sa., 29.06. 19:00–22:00 Uhr
So., 30.06. 16:00–18:00 Uhr

Start der Touren jeweils zur vollen Stunde vom Platz der Neuköllner Oper – Karl-Marx-Straße 131, 12043 Berlin

Interactive Sound-Performance
walking, listening, sounding
Jens Reulecke lädt zu einem gemeinsamen Soundwalk ein. Auf seinem Gewand stehen die Worte „walking, listening, sounding“. Mit den Teilnehmenden ist er langsam und schweigend entlang der Karl-Marx-Straße unterwegs. Alle lauschen konzentriert dem städtischen Klang. Während die “hörende“ Gruppe auf den urbanen Lärm trifft, verschiebt ihre Interaktion sukzessive die Stimmung des Umfeldes. Zuweilen bleiben alle stehen, um mit der eigenen Sing- oder Sprechstimme auf die gegebenen Klänge zu reagieren. Reulecke erweitert das Klangspektrum zusätzlich um elektronische Klänge, die er per Klangkasten erzeugt. Die interaktive Soundimprovisation, die so entsteht nimmt Bezug auf den gegebenen Klang der Straße, verstärkt Rhythmen und setzt Kontrapunkte. Diese spielerische Verdichtung ermöglicht überraschende Diskurse, indes die temporären Klangerlebnisse Verborgenes generieren. Die intensive Wechselwirkung zwischen den Teilnehmenden und dem sie umgebenden urbanen Raum erzeugt eine Resonanzbeziehung, die der Stille inmitten des städtischen Lärms einen Ort schenkt.
(Jens Reulecke)

Interactive Sound-Performance
walking, listening, sounding
Jens Reulecke invites to join a collective Soundwalk. On his robe is written the slogan „walking, listening, sounding”. Together with the participants he walks slowly und silently along Karl-Marx-Straße. All are listening, focused on the city sound. While they are listening their interaction gradually shifts the atmosphere of its surrounding. Sometimes they all stop to allow their own voices to respond to the city sounds. Reulecke extends the sound spectrum by additional electronic tones. The result is an interactive sound improvisation which refers to the noise of the city while boosting the given rhythm and creating counterpoints. Those playful fusions allow a surprising discourse while that temporary sound experience generates the hidden. The intensive interplay between the group and their surrounding space creates resonance, which provides silence in the midst of the noise of the city.
(Jens Reulecke)

Art Festival 48 Stunden Neukölln – Urbane Stille
Wie definiert man eigentlich Stille und welche Rolle spielt sie in einem urbanen Raum? Können wir aus der allumfassenden Klangflut in der Stadt ausbrechen, um Stille bzw. ihre Wunschvorstellung zu genießen? Welche urbanen und architektonischen Voraussetzungen müssten dafür erfüllt werden? Ist Stille im urbanen Umfeld überhaupt möglich und wünschenswert? Das Jahresthema für die Festivalausgabe 2024 fordert zur Reflexion über Stille in urbanen Räumen sowie über die   physisch – kulturelle Bedeutung von städtischem Klangraum auf.
Historische, persönliche und ästhetische Bedeutungen der Klangräume rufen Assoziationen und Reaktionen hervor, die uns ermöglichen, Klänge individuell einzuordnen, zu gruppieren und zu interpretieren. Durch kulturelle Kontexte, persönliche Vorlieben und Vorurteile sowie künstlerische Konventionen und ästhetische Entscheidungen wird der Prozess vom Klanghören zu einem subjektiven Erlebnis auch im urbanen Umfeld.
Wie navigiert man durch städtische Soundscapes und welche Rolle spielen sie lokal und/oder global?
Der Klang spielt eine wichtige Rolle im urbanen Raum. Er kann neue Grenzen und Barrieren setzen: während die Wände der Privatsphäre ihre Geheimnisse preisgeben und Hinterhofgeräusche unseren Alltag über den Hof hinausbegleiten, sind private Gespräche in offenen öffentlichen Räumen schwer zu verfolgen.
Verkehr scheint heutzutage fast ein klanglicher Inbegriff  für Urbanität zu sein. Nehmen wir ihn als kakophonischen Lärm oder eher als bezaubernde Musik wahr? Oder ist die Grenze zwischen den beiden ein weiteres kulturelles Konstrukt, in welchem Stille einen un/gewünschten Gegensatz darstellt?
Und nicht zuletzt dürfen die Bewohner*innen einer Stadt als Produzent*innen von Sounds nicht vergessen werden: Menschen(mengen) und Menschenstimmen als klangliche Wegweiser (vertraut oder warnend) führen uns unbewusst durch die Stadt und zeichnen neue öffentliche Räume. Auch die Sprache/n, die im öffentlichen Raum gelesen, gesprochen und gehört werden, leiten durch eine urbane Klanglandschaft und formen sie ab.
Weitere Facetten der urbanen Soundscape bilden flüchtige und beständige Naturgeräusche: Von singenden Vögeln, raschelnden Rasen, bellenden Hunden und schwirrenden Insekten über rauschende Bäume und Büsche bis hin zu prasselndem Regen und dem plätschernden Wasser der Kanäle, bringen diese Sounds unterschiedliche Erkenntnisse hervor, die sich gegenseitig ergänzen, unterstützen oder widersprechen. Wie wird die Stadt durch solche Klangwellen wahrgenommen? Welche Naturklangschichten kann man in Neukölln und/oder Berlin empfinden und als Stadterfahrung erspüren?
In der kommenden Festivalausgabe von 48 Stunden Neukölln sind alle Auseinandersetzungen mit den Aspekten der urbanen Stille willkommen: von Field Recordings über experimentelle Musik bis zu traditionellen Ausdrucksformen – alles ist erlaubt. Musikalische Kompositionen, (Sound)Installationen, Texte, Theater und Poesie als auch Bilder und Skulpturen sollen das Thema der urbanen Stille künstlerisch erläutern sowie visuell und sensorisch anspruchsvoll umsetzen. Auf die zahlreichen Interpretationen des Themas sind wir sehr neugierig!

for further information:

Festival Website    
https://48-stunden-neukoelln.de/de/programm

Beitrag Jens Reulecke
https://48-stunden-neukoelln.de/de/programm/walking-listening-sounding