with Marlies Reulecke

exhibition view St. Thaddäus, 2020

W a n d e r a u s s t e l l u n g 

berührt
Schmerz und Versöhnung – Die Stärke des Weiblichen

15 Texte von Dr. Marlies Reulecke 
15 Fotografien aus dem Marienzyklus von Jens Reulecke

 

Gedanken zur Ausstellung
von Dr. Christine Goetz, ehem. Kunstbeauftragte im Erzbistum Berlin, 2017

15 Texte von Marlies Reulecke und 15 fotografische Arbeiten von Jens Reulecke werden unter einem Titel gezeigt: „berührt“. Die Autorin ist Ärztin mit langjähriger Arbeitserfahrung in verschiedenen Ländern Afrikas. Ihre Texte sind sachlich, teilweise sogar nüchtern. Gleichzeitig zeugen sie vom Beeindruckt-Sein, sie nehmen deutlich Anteil, sind detailreich und das Ergebnis von Zuhören und Gesprächen. Sie beobachten weibliche Lebensrealitäten … im Hier und Jetzt in Tansania, Kongo, Niger, Kamerun u.a. Die Frauen sind konkrete Personen und werden immer wieder auch mit ihrem Namen vorgestellt – Houssi zum Beispiel verkauft Nüsse in kleinen Tomatenmarkdosen … Es geht um Bewältigung des harten Alltags, um Gewalterfahrung und Leid und vor allem immer wieder um Verlust und das Ertragen, um Stärke in Schmerz und Angst. … Die Texte … sind autonom entstanden, unabhängig voneinander und das spürt man auch, wenn man sich darauf wirklich einlässt. Eher fragt man sich, was haben denn diese Geschichten und die großen übermalten Digitalprints überhaupt miteinander zu tun? Die Frage ist berechtigt und die Antwort erschließt sich nicht von selbst. Die Verknüpfung dessen, was man liest mit dem, was das Auge erlebt angesichts der Fotoprints, braucht seine Zeit und ist unbedingt die Leistung, die der Lesende und Betrachtende selbst erbringen muss. Eine gewisse Gedanken- und Gefühlsarbeit wird das Gemeinsame herausfinden … Die Texte können die Imagination freisetzen oder Interesse, vielleicht auch Empathie. Aber sie halten Distanz. Die großen farbigen Digitalprints des weißen Frauengesichts rücken nahe heran. Der Künstler hat sich von ihrer ebenmäßigen und marianisch anmutenden Schönheit und Perfektion berühren lassen. Er hat Folien mit schwarz-weißen Skizzen bedruckt – vorwiegend mit Motiven aus der Natur wie Äste, Zweige und florale Motive –und seinem Modell direkt auf das Gesicht gelegt und dann fotografiert. Hinzu kommen teilweise sehr intensive und expressive, aber auch zarte fast lyrische Übermalungen mit dem Pinsel in Rot oder Gelb und anderen Farben, die dem Original zu Leibe rücken, bisweilen ergänzt durch Textzeilen. Es sind Eingriffe, die die Schönheit zunächst absichtsvoll zu zerstören scheinen. Man könnte diese Angriffe aber auch als Kontaktaufnahmen verstehen, eine Art Beziehungsarbeit zwischen Künstler und Modell, die jedes Porträtfoto neu auflädt mit Energien und Irritationen, die nicht vorhersehbar oder planbar sind. Die Nervosität und bisweilen auch Vehemenz des grafischen Duktus verweist auf etwas Dunkles und Schmerzhaftes, die blutroten Angriffe sowieso. Eine Seite dieser Persönlichkeit kämpft gegen die andere, sie berühren sich und jede Eindeutigkeit und Sicherheit ist in Frage gestellt. Diese Arbeiten sind prozesshaft angelegt. Sie geben nicht das Sichtbare wieder, sondern machen sichtbar … So auch die Geschichten afrikanischer Frauen. Sie handeln von profanen Dingen, den Mühen des Lebens und den Gefahren in der Existenz dieser Frauen.  Aber es scheint in diesen Geschichten immer ein Geheimnis auf, das über das Hier und Jetzt hinausweist und über die Person selbst wie eine Aura. Gemeinsam ist den Texten und den farbigen Digitalprints sicherlich die Haltung von Befragung und Respekt. Weder die Texte noch die Bilder „wissen“, sondern fragen. Spürbar wird ein Ergriffensein, das Autorin und Künstler ihrem Gegenüber empfinden. Ergriffensein ist ein religiöses Grundgefühl. Mit diesem Gefühl hat man nichts in der Hand – nur ein Bedürfnis, das stark und stärkend ist. Gemeinsam ist beiden die Sehnsucht nach Heil, nach Heilung, beides im Wort „heilig“  enthalten. Und diese Sehnsucht nach Ganzheitlichkeit macht vielleicht die Würde und die Kraft des Weiblichen aus.  

catalogue
http://neu.jensreulecke.com/wp-content/uploads/2017/12/katalog_-berührt.pdf

previous locations
Augustiner Kirche Würzburg, 2017 (Station I)
Kloster Oberzell, Zell am Main, 2018 (Station II)
Kloster Mariensee, Neustadt a. Rbge., 2018 (Station III)
Bistumshaus St. Otto, Bamberg, 2018 (Station IV)
Samariterkirche, Berlin, 2019 (Station V)
St. Thaddäus Pfarrkirche & St. Wolfhard, Augsburg, 2020 (Station VI)

previous co-operation partner
Missionsärztliches Institut Würzburg
Augustinerkloster/Augustinerkirche Würzburg
Diözesanstelle MISSION ENTWICKLUNG FRIEDEN, Würzburg Augustiner Kirche Würzburg
Katholischer Deutscher Frauenbund, Würzburg
Kloster Oberzell, Zell am Main, Diözese Würzburg
Kloster Mariensee, Neustadt a. Rbge.
Frauenpastoral, Erzbistum Bamberg
Referat Weltkirche, Erzbistum Bamberg
Evangelische Kirchengemeinde Galiläer-Samariter, Berlin
AKD: Amt für kirchliche Dienste, Frauenarbeit der EKBO
Frauenseelsorge, Erzbistum Berlin
St. Thaddäus Pfarrkirche und St. Wolfhard, Augsburg