Ästhetische Interventionen with love und Klang-Bahnhof

interaktiver Workshop in Kooperation mit der Teehausgalerie Potsdam e.V. – Gesellschaft für deutsch-chinesischen Kulturaustausch

 

27. und 28. Juli 2015

Orte:
Oberbaumbrücke, Berlin
Bahnhof Rathenow

Rückschau

Mein Ziel war es, die Gruppe chinesischer Jugendlicher, inkl. ihrer Lehrer, zu gemeinsamen Interventionen im öffentlichen Raum zu bewegen. Verschiedene Übungen dienten dazu, die Wahrnehmung aller zu schärfen und den Kontakt untereinander zu intensivieren.

Schnell war die Gruppe in der Lage ihre Bewegungen zu koordinieren, was dazu führte, dass die Energie, die von ihr ausging, stetig intensiver wurde und die Passanten aufmerksam die Gruppe beobachteten, stehen blieben und z.T. das, was geschah positiv-ausgelassen kommentierten.

Immer lockerer und spielerischer bewegten sich alle durch den öffentlichen Raum im Umfeld des „Schlesischen Tores“. Am Ende waren alle miteinander so vertraut, dass es möglich war, auf der Oberbaumbrücke lebendig zu agieren.

Das Fotomaterial dokumentiert die verschiedenen Entwicklungsphasen; zuerst diverse Übungen mit anschließenden Aktionen, die die Umgebung in Bewegung setzten.
Der 2.Workshop-Tag fand auf dem Bahnhof Rathenow statt. Zu Anfang notierten alle kurz die Erfahrungen vom Vortag, dann wurden die Kommentare vorgelesen, die einen Teil der Dokumentation stellen. Die Blätter mit den Äußerungen wurden von mir in einer spontan erstellten Installation in der Bahnhofshalle zugeordnet. Diese Installation zeigte exemplarisch, in welcher Weise performative Erfahrungen von einem anderen künstlerischen Medium aufgegriffen und so erweitert werden können.

Da der Bahnhof funktionsbedingt Richtungen und Verbindungen thematisiert, während die Ankunft und die Abfahrt Nähe und Ferne assoziieren, lag es nahe, dass unsere Bewegungen das „gerichtet sein“ aufgreifen.
Begleitet wurden die Aktionen von Tönen, die in der Bahnhofshalle, den Unterführungen sowie den Auf- und Übergängen mit den Stimmen aller erzeugt wurden. Die entstandenen Klänge ließen etwas von jener „Ferne und Nähe“ lebendig werden, trugen die Klänge in die Weite und schrieben sich in den einzelnen Körpern ein.

Noch einmal zurück zum 1.Tag, der auf einer der Spree-Terrassen, dicht unterhalb der Oberbaumbrücke, endete. Während wir zufällig dort stehen blieben, um die Aktion zum Abschluss zu bringen, entdeckte ich plötzlich auf dem Betonboden den Schriftzug „WITH LOVE“. Ich war überrascht, da es völlig ungeplant war, hier stehenzubleiben. Auch war ich perplex, dass wir zufällig so standen, so dass sich der Schriftzug genau in unserer Mitte befand.
In diesem Kontext möchte ich aus einem Brief Albert Einsteins an seine Tochter Liesel zitieren: „Wenn wir lernen, liebe Liesel, diese universelle Energie zu geben und zu empfangen, werden wir herausfinden, dass die Liebe alles überwindet, über alles transzendiert und alles kann, denn die Liebe ist die Quintessenz des Lebens.“

Jens Reulecke

Reaktionen der TeilnehmerInnen

Wo normalerweise alles schnell geht, wir es hier bei uns plötzlich langsam..
Es geht um die Liebe im Leben..
Zusammen zu finden entwickelt Kräfte, die unbegrenzt sind..
Aufmerksam zu sein und wahrzunehmen ist eine harte Arbeit..
Ich fühle mich mit der Welt verbunden..
Unsere Aktionen im öffentlichen Raum haben viele Menschen, die uns wahrgenommen haben, beeinflusst..
Kunst ist mit dem Leben verbunden und offen zu Leben ist eine Art von Kunst.
Ich dachte immer, dass Aktionskunst rasant und verrückt ist, aber hier habe ich etwas ganz anderes erfahren..
Jeder ist ein Künstler..
Durch die langsamen Bewegungen wurde das Leben deutlicher..
Ich verstehe nicht alles, aber ich fühle mich gut..
Erst dachte ich, alles was wir machen ist nur verrückt, doch bin ich zu einer anderen Überzeugung gekommen..
Kunst hat einen anderen Sinn. Ich fühle mich dort etwas verloren. Ich habe aber den ganzen Tag viel erlebt und fühle mich gut..