photos by Florian Erdle
26. Juni – 28. Juni 2009
by Jens Reulecke
Meine Inszenierung besitzt weder manipulierte noch kalkulierte Wesenszüge.
Vielmehr geht es mir um eine Vielfalt bestehend aus Undeutbarkeit und Unausschöpflichkeit, die sich solange an Irrationalitäten entzündet, bis sich etwas ereignet. In diesem Kontext ist die intime Atmosphäre des sehr begrenzten Hotelzimmers von Bedeutung – stellt sie eine physische Nähe zwischen uns Performern, und uns und dem Publikum her, die genau dort gebrochen wird, wo die Ereignisse in eine gemeinsame Erfahrung einmünden.
Transparenz des Ortes – Transparenz der Körper. Das Hotel – ein Ort,
an dem wir uns jenseits dessen entlang bewegen, was wir schon kennen.
In diesem Sinne provozieren die fremden vier Wände etwas Neues.
Wir agieren 48 Stunden lang gemeinsam in unserem Hotelzimmer und
auf dem angrenzenden Balkon.
Loslassen, Entdecken – uns, die anderen, diesen Ort – führt zu einer Dynamik, die sich im Kontext von Videoprojektionen, interaktiven Soundcollagen, Textmaterial, Bewegung und improvisativen Überraschungen ereignet.
Überall zu Hause – from curator Elke Melzer
„Eines Tages wird das befreite menschliche Wesen es der Natur gleichtun, in der keine Fremden vorkommen…“ Das proklamierte im Jahre 1793 der deutsche Einwanderer Jean-Baptiste Baron von Gnadenthal vor dem Nationalkonvent in Paris. Aus Preußen war er nach Paris übergesiedelt, weil er in der Französischen Revolution ein großes Menschheitsereignis sah. Er war in den Konvent gewählt worden und stellte in den Debatten um die Verfassung sein Projekt „Republik der Weltbürger“ vor. Unsere Welt ist schon immer eine Welt der Wandernden gewesen.
Heute ist Migration ein weltweites Phänomen. Letztlich geht dieses Thema jeden etwas an. Unser Anliegen ist es allerdings nicht vorrangig, eine politische Diskussion in Gang zu setzen, aber wir schließen sie auch nicht aus. Wir schließen überhaupt nichts aus, sondern wollen im Gegenteil eine sehr weit gefaßte Auseinandersetzung mit dem Thema in Gang setzen. Mit unserem Projekt suchen wir das allgemeingültig Menschliche des Fremd-Seins zu fassen. Einige Räume des Hotels Karibuni bilden in der sinnbildlichen Auffassung des Begriffs Fremdenzimmer den integrierenden Rahmen der performativen Installation.
Es geht dabei um das Gefühl der inneren Heimatlosigkeit und die Umsetzung des Versuchs, diese Empfindung zu transformieren. Es geht um die Frage, ob es möglich ist, eine Haltung zu etablieren, die uns dazu befähigt, uns überall zu Hause zu fühlen, ganz gleich, wo wir uns gerade aufhalten.