in the context of the group exhibition heilig 1
Jens Reulecke: Idee/Inszenierung/Bewegung/Texte/Sprecher/Kontrabass, Katharina Philipp: Sprecherin

photos by Peter Benteler

Zwei Texte strukturieren die Performance. Der erste Text wird zum Auftakt einmal gelesen und der Zweite fünfmal hintereinander in unterschiedlichen Konstellationen. Von Kontrabasssounds begleitet, bildet sich eine Klangstruktur, die von Stille, Konzentration, Auflösung, Überlagerung und Vereinzelung lebt.
Die Texte kreisen um ein Sehnen nach einer anderen Welt, einem anderen Zustand. Ein Zwiegespräch mit Gott? Eine Spannung baut sich auf, die sich in die Höhe zu schrauben scheint – ‘immer höher die Seele’, – wie es an einer Textstelle heißt. Die Konzentration ist zugleich nach innen und nach außen gerichtet – auf das Hier und das Dort. – der Wunsch nach Körperlosigkeit und die Angst davor.
‘Du bist zugleich. Hier und Dort’ – heißt es am Ende des zweiten Textes. In diesem Spannungsfeld agiere ich und beziehe mich auf einzelne Worte und Wortkonstellationen. Währenddessen entfalte ich meine Bewegungssprache, erwache, nehme Kontakt auf, entdecke einen Weg, bewege mich auf ihm, hinein in eine andere Welt. Diese Welt verwandelt sich am Ende selbst in eine Art Rakete, um schließlich als Hülle zurück gelassen zu werden.
Natürlich kann man auch alles ganz anders lesen. Was uns möglicherweiser alle erreicht, ist diese eigenartige Verschiebung, des Einen hin zum Anderen und wieder zurück. Das Heilige, in seinem Hin und Her von Nähe und Unnahbarkeit, nimmt uns hinein in eine Ambivalenz, wo Unvorstellbares unmerklich sein Netz spannt.
Jens Reulecke

sound