Zur Ausstellung

Der Titel der Ausstellung/Installation Weit-Räume weist hin auf Jens Reuleckes künstlerische Auseinandersetzung mit dem Raum. Währens seines Aufenthaltes im Niger (1992-2000) hat er seine Arbeit mit dem zweidimensionalen Bildraum der Zeichnung und Malerei um raumbezogene Arbeiten in der Landschaft ergänzt.

Die im Niger entstandenen Land-art-Projekte wurden von Reulecke fotografiert und als eigenständige Werkgruppe im Ausstellungskontext präsentiert. Einige dieser Fotoarbeiten finden sich in der ,Usedomer-Hängung’ wieder.

Im März 2004 kehrte Jens Reulecke für einen Monat in den Niger zurück, um dort an seine früheren Raumuntersuchungen anzuknüpfen. Diesmal jedoch unter veränderten Vorzeichen, da sich sein Werk in der Zwischenzeit um architekturbezogene Installationen im Stadtraum erweiterte.

Der Spannungsbogen, der sich hier entfaltet, bewegt sich hin und her zwischen dem offenen, unbegrenzten und dem statisch festgelegten Raum. Der Mensch, der sich in diesen Räumen befindet, sei es in Reuleckes Fotografien oder im ‚realen’ Projektraum, balanciert ständig zwischen diesen gegensätzlichen Raumphänomenen. In seiner aktuellen künstlerischen Auseinandersetzung thematisiert Reulecke mittels der Performance diesen Balanceakt, die er im Rahmen seiner Installationen präsentiert.

Die Lust am Raum, ihn durch künstlerische Eingriffe in bestimmter Weise zum klingen zu bringen, fasziniert Jens Reulecke. So lag es nahe, den Ostsee-Weit-Raum’, mit seiner unfassbaren Präsenz im Rahmen dieser Ausstellung auf den nigrischen Weit- Raum treffen zu lassen und auf den ersten Blick einander sehr fremdes und unvereinbares zusammen zu führen. Was sich dadurch verdichtet, sichtbar wird oder auch entzieht, gilt es zu entdecken und wahrzunehmen.

Die nomadisierenden Verortungen, die der Künstler aufgrund seiner Erfahrung vom Leben in der Weite, in den usedomer Ausstellungsraum hineinschreibt, -zeichnet, -malt, -collagiert, fotografiert oder räumlich inszeniert, sind nicht im Sinne entgültiger Setzungen zu begreifen, leben sie doch gerade aus der Möglichkeit heraus, auch ganz anders und woanders sein zu können.

So wird der Raumklang, den der Betrachter in der Usedomer-Hängung wahrnimmt, weniger von einer Ansammlung begrenzender, gestalterischer Elemente bestimmt.. Was sich hier zeigt und möglicherweise nur für Momente Gestalt annimmt, ist der Entwurf einer Befindlichkeit, die dort angesiedelt ist, wo neue und fremde Raumpositionen auftauchen. Sicherlich ein Lebenprinzip, das über die Grenzen jeglicher Fixierung hinausgeht, doch nur auf diese Weise sind Weit-Räume erfahrbar, ’im zugleich ganz und gar außer sich und ganz nah bei sich sein’.

Denn dort, wo sich Jens Reuleckes Räume durch Verortung entfalten, ist der Eintritt ins Unbegrenzte gleichsam präsent.