Ortstermin 22 – Kunstfestival in Moabit
>> lieber laut <<
in cooperation with Reformationskirche Berlin-Moabit and MOABIT WORLD
photos by Jens Reulecke
Jens Reulecke / Festivalbeitrag Installation TurmSignal / Stühle, rotes Stoffband, Kleidungsstücke, ca. 5 x 20 m / Reformationskirche Berlin–Moabit / 2022
Jens Reulecke – Festivalbeitrag: Installation TurmSignal
Die ortsspezifische Installation TurmSignal besteht vorwiegend aus Dingen, die sich vor Ort fanden. Dabei wurden die Kirchenstühle einem anderen Kontext zugeführt. Wie zufällig aufeinandergeschichtet, bilden sie nun einen Turm, ein Warnsignal, eine Orientierungshilfe.
Kleidungsstücke, die wie zurückgelassen an den Stühlen hängen und sich oberhalb der Installation frei im Gewölke befinden, lassen unsere Verortung ins Wanken geraten.
Ein ambivalentes Gefühl entsteht, so man sich an die Geschichte der Kirche inmitten aktueller Kriegsbedrohung erinnert.
Etwas Stilles wird geweckt, das nachklingt, das sich mit der Gegenwart verbindet und schließlich zu einem eindringlichen Zeichen generiert. Die Möglichkeiten künstlerischer Äußerungen liegen auf der Hand, besitzen das Potential uns in Bewegung zu setzen, selbst in düsteren Zeiten.
exhibition dates
August 27 and 28 2022
>>lieber laut<<ORTSTERMIN lädt 2022 Künstler:innen aller Sparten ein, das Kunstfestival vielstimmig mit ihren Beiträgen zu gestalten. Nachdem in den letzten beiden Jahren Themen der sozialen Grenzziehungen und die Möglichkeiten eines ›reset‹ im künstlerischen Fokus standen, geht es in diesem Jahr darum, wieder aktiv zu werden und laut-stark Position zu beziehen. Der Laut ist eine Geräuschinformation und die kleinste akustische Einheit der Sprache – eine Sinneswahrnehmung, ein akustisch-physikalisches Phänomen oder eine metaphorische Beschreibung. Als Äußerung des Widerstands ist Lautsein zudem ein Mittel der Kunst, Musik und Protestkultur. Stimmen werden erhoben, sie rufen, klagen, mahnen und kämpfen lautstark, um sich über Widerstände hinweg Gehör zu verschaffen. Trifft die Aussage »Wer schreit, hat unrecht« eigentlich zu? Die Frage, wofür wir unsere Stimme erheben, kann auch Inhalt künstlerischen Schaffens sein. Welche Möglichkeiten haben Künstler:innen, sich Gehör zu verschaffen? Laut zu sein bedeutet, Aufmerksamkeit zu erzeugen und für Rechte zu kämpfen. Was passiert dagegen mit den Lauten, den Schreien, dem Gesang, die ungehört verklingen und ohne Widerhall bleiben? Kann man einen Aufschrei konservieren und ins Museum bringen? Welche Resonanzräume braucht ein Laut, um verstanden zu werden? Wie laut oder wie leise muss Kunst sein, um einen Nachklang zu erzeugen? Der Kunstverein Tiergarten ruft alle interessierten Künstler:innen dazu auf, sich mit den unterschiedlichen Frequenzen und Erscheinungsmöglichkeiten von ›Laut‹ | ›laut‹ auseinanderzusetzen – lautmalerisch zwischen der Dynamik von Farben, Tönen oder Geräuschen, als vielstimmiges Miteinander und als sich Gehör verschaffender Appell. »lieber laut« fordert dazu auf, (wieder) laut(er) zu werden, präsent zu sein, Moabit aufs Neue mit Festivalbeiträgen zu bereichern und so dafür Sorge zu tragen, dass die Kunst und die Künstler:innen nicht weggedacht, vergessen, unterversorgt, weggespart oder überhört werden – weder in noch nach Krisen. |
Singen wir also aus voller Kehle, spontan und gezielt! Hören wir dem Getöse zu! Erkunden wir die Lautstärkepegel und entwickeln wir gemeinsam Hörgeräte für die Kunst!
Euer Festival-Team
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