Jens Reulecke                                          

Mensch-Raum I (exposed I und II)

Die Beziehungen zwischen dem Menschen und dem ihn umgebenden Raum ist ein Thema das seit Anfang der achtziger Jahre eine wichtige Rolle in meiner künstlerischen Arbeit spielt. Zunächst in der Malerei und der Zeichnung, dann im Landschaftsraum während meines Afrikaufenthaltes (1992-2000):

Johannes Kögler schreibt in seinem Beitrag zu meinem Katalog ’secret spaces’ (Kunstverein Friedberg, 2000): „Jens Reuleckes Fotografien dokumentieren nicht allein das Kunstwerk in der Landschaft, vielmehr kommt mit dem Menschen ein weiteres, auch erzählendes und aktionshaftes Element hinzu. Der Mensch, hier ein Afrikaner agiert, er verhält sich auf eine bestimmte Art und Weise zu dem jeweiligen Kunstwerk. Diese Aktion, die auch eine Reaktion auf das jeweilige Kunstwerk in der Landschaft ist, wird in den Fotos nur ausschnitthaft dokumentiert, gebündelt in einem Moment, dessen Vorher und Nachher nur zu erahnen ist. In den Fotografien werden damit verschiedene Gattungen zeitgenössischer künstlerischer Äußerungen zusammengebracht: außer der Fotografie selbst Skulptur, Land-art und Performance.“

Zurück in Berlin beginnt der architektonische Raum in meiner Arbeit eine Rolle zu spielen. Architekturbezogene  Installationen entstehen, die räumliche Bezugspunkte definieren und die Räume so neu aktivieren.

Menschen, die sich in diesen Räumen aufhalten, werden in ihrem Handeln auf bestimmte Weise körperlich bewegt und zeigen so „…die Möglichkeiten eines aktiven Dialogs mit den Kunstwerken auf, der über die reine Anschauung hinausgeht und eine besondere Art der Auseinandersetzung und Aneignung beinhaltet. Hier wird der Betrachter selbst aufgefordert, in den direkten und unmittelbaren Dialog mit dem ihn umgebenden Raum zu treten … seine Beziehungen zum Raum zu erfahren und seine eigene Position zu suchen und zu bestimmen“(Johannes Kögler).

Mein Interesse an diesem Raumdialog führte dazu, meine künstlerischen Ausdrucksmittel um die Performance zu erweitern um damit gezielter auf diese Körper-Raum-Beziehung eingehen zu können. Auch in diesem Kontext begann die Fotografie eine verstärkte Rolle zu spielen, indem sie auf diese spezifischen Inszenierungen so eingeht, dass sie enstandene Präsenzen transportiert.

Die Fotografien werden im Anschluß teilweise mit geometrischen Formen übermalt. Diese ‚Ergänzungen’ übernehmen quasie die Position, die zuvor die Skulpturen, Land-art-Setzungen oder Installationen innehatten. Sie nehmen ebenso den vorhandenen Spannungsbogen auf, indem sie zu einer bestimmten Markierung in den Räumen werden, die am Ende diese Szenen ins Visionäre überführen.

Diese Fotografien am Ort der Fotoinszenierung zu installieren bringt noch einen weiteren Multiplikator ins Spiel, der den Vergleich des Vorher-Nachher provoziert. Eine Spiegelung verschiedener Zeit- und Raumebenen, die von den Möglichkeiten spricht, das Leben so oder so zu führen. Die Performance exposed handelt davon, dass solche Entscheidungen ausgetragen werden wollen.