with P. Maurus Dörpinghaus OSB, Britta Schönbrunn, Motoko Nishida, Shigehiro Yamamoto
in cooperation with KÜNSTLER HAUS BERLIN 

Das malerische Werk von Jens Reulecke hat sich während seines Afrikaaufenthaltes (1992-2000, Niger) um räumliche Interventionen, Skulpturen und Fotografie erweitert. Immer weniger geht es Reulecke darum, eine klassische Ausstellungssituation zu schaffen, er sucht vielmehr eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ort der Präsentation. Der Raum wird so selbst zu einem wichtigen Teil des Werkes.

Als Ort der Intervention im Künstlerhaus Berlin hat Reulecke sich den Gang um die Kirche St. Thomas von Aquin ausgewählt. Sie ist Herz der Katholischen Akademie und kommt Reuleckes Anspruch des ‚emtying‘ als ummauerte Leere deutlich entgegen.
Reuleckes Interesse am Kargen, Klaren und Einfachen hat sich im westafrikanischen Niger noch stärker ausgeprägt, wo archaische Lebensweisen vom unmittelbar Notwendigen bestimmt sind, – ganz im Gegensatz zum Überfluss und zur Überfülle unserer westlichen Zivilisation.

Reuleckes Installation aus weißem Dünndruckpapier umfließt die Fassade der Kirche; 68 Meter wogende Faltungen, Rhythmus, Gang, Prozession. Der Kubus aus Granit ist umgeben von einem organisch bewegten Auf und Ab. Diese kontrastreiche Spannung weist hin auf die Beziehung zwischen Leere und Fülle. Die Leere, das Leerwerden und Raumschaffen sind Voraussetzungen dafür, dass sich Fülle zeigen kann.
Die Fülle durch Faltungen beschrieben, knüpft an die Tradition der Darstellung der Madonna oder eines Heilgen an, wo das unerschöpfliche Thema ‚Falten‘ neunzig Prozent der Arbeit bestimmt und den Ton des gesamten Kunstwerkes angibt. Der Saum eines Mantels. Leere. Anwesenheit.

Die so bewegte Leere des Kirchenraumes führt zu feierlichen Ritual. Am Abend der Vernissage wie der Finissage wird der Gedanke des Rituals so als Teil des Gesamtkonzeptes von einer Liturgie und einer Tanzperformance weitergetragen.