Fernklänge - Skizzen einer Oper
Kirche in Groß Lüben / Prignitz / September 2017







Fernklänge - Skizzen einer Oper
eine Märchenoper in drei Akten von Jens Reulecke

in Kollaboration mit KünstlerInnen und Laien aus der Prignitz und Berlin


Premiere: Sommer 2017 - in der Evangelischen Kirche Groß Lüben (Prignitz)



“Skizzen einer Oper“ ist ein Zusammenspiel von performativer Improvisation und dem komplex-schwerfälligen Format der Oper.

Fernklänge erzeugt einen Freiraum, der mit Vielschichtigkeit spielerisch umgeht, um sich mit jenen Energien, die das Gesamtkunstwerk Oper impliziert, zu verbinden.

Anlass für Fernklänge ist mein erster Besuch in Bad Wilsnack/Groß Lüben im November 2015, einschliesslich der Besichtigung der Evangelischen Kirche Groß Lüben, was zu dem Entschluss führte, ein Werk zu entwickeln, das ortsspezifische Koordinaten einbezieht.

Damit speist sich die Idee zu Fernklänge aus verschiedenen Aspekten, die auf die Prignitz zurückgehen. Sei es der äusserst dünn besiedelte Landschaftsraum, mit seiner ehemals von Mooren durchzogenen Altmoränenlandschaft, womit ich sofort eine geheimnisvolle „Leere“ assoziierte oder die Gefahr des „Moores“, die meine Geschichte ebenso beflügelte. Darüber hinaus befand sich hier für mehr als 170 Jahre bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts ein bedeutendes Wallfahrtsziel. Den Grund bildete die Entdeckung dreier unversehrter Hostien nach einem Brand am 16. August 1383. Hunderttausende Pilger wanderten auf mehreren Wallfahrtswegen nach Wilsnack, um die Hostien in der Wunderblutkirche zu sehen. - So wurden mir die Hostien zu jener Spur, die mich zum „Blut“ führte.

So bilden die Worte “Leere, Moor, Blut“ das Zentrum meiner Geschichte, die sich, so wie Märchen häufig, an Erzählungen entzündet. Wie z.B. den Erzählungen von einer geheimnisvollen Leere, die die Runde macht und Hoffnung und Sehnsüchte weckt. Natürlich gibt es auch einen Held, der Vertrautes zurücklässt, um sich auf den Weg ins Ungewisse zu machen. Überrascht von der Tiefe des Moores, versinkt er schliesslich in ihr. Die einzige Chance dieser Gefangenschaft wieder zu entfliehen, besteht darin, den Feind zu besiegen. Am Ende kehrt unser Held schliesslich wieder in seine Heimat zurück. Doch haben ihn seine Reiseerlebnisse mit einer besonderen Berufung versehen. - Welche Rolle dabei das „Blut“ einnimmt, wird an dieser Stelle allerdings nicht verraten.

In dynamischer Folge wechseln erzählerischer Part, Gesang, Klangcollage, Bewegungschoreografie und Videoeinspielung einander ab. Fernklänge entwickelt seine Dynamik aus dem Moment der Aufführung heraus, wodurch der Präsens des Publikums eine besondere Bedeutung zukommt.

Neben der Neugier, dem Mut Vertrautes zu verlassen, der Ungewissheit, den Überraschungen und der Vorstellungskraft, geht es vor allem um ein Durchdringen von Raum und Zeit.

Jens Reulecke


Weitere Informationen unter: http://fernklaenge.grosslueben.eu