Workshop im Kontext des interdiziplinären Seminars zum Thema Wahrheit Dezember 2011

Meine Intention bestand darin, den Studenten des Master Studiengang und Professoren eine Seite der Wahrheit erfahrbar werden zu lassen, die im alltäglichen Leben nur selten wahrgenommen wird. Aus diesem Grunde habe ich alle angehalten, sich für eine Wahrnehmung zu öffnen, die es erlaubt, die Umgebung wie auch sich selbst intensiver zu erfahren. Dabei bat ich die Studenten und Professoren, sich für zwei Stunden jeder für sich allein in Reutlingen aufzuhalten, offen zu sein für alle möglichen Begegnungen und inneren wie äußeren Impulsen zu folgen.

Im Anschluss trafen wir uns wieder in der Hochschule. Alle Teilnehmer wurden gebeten, von diesem Erlebten ein Bild zu malen, dann berichteten alle nacheinander darüber. Die folgenden Zitate geben einen Eindruck davon: „So etwas Zweckfreies mache ich sonst nicht. Es kam von Außen vieles auf mich zu. Ich nahm deutlicher wahr. - Erstmal war es verwirrend, dann aber fanden Begegnungen mit vielen Menschen statt. - Erinnerungen kamen auf. Ich ging langsam und entdeckte so an bekannten Orten Neues. Ich spürte eine Wärme und Geborgenheit. - Ich ging ins Kreiskrankenhaus, musste weg vom Stadtzentrum zu den Wahrheiten am Sterbebett, zu Krankheit, Bedrohung und Tod. - Ich ließ mich vom starken Wind treiben. Ich habe lange nicht mehr etwas Zweckfreies gemacht und habe es genossen. Es war ein tolles Erlebnis, die Stadt neu und anders wahrzunehmen. Auch die Geräusche hörte ich deutlicher und habe anderes heraus gehört, im Wechsel von Verwirrung und Ruhe. - Ich fühlte mich in dem urbanen Raum nicht mehr beheimatet. Aber die Menschen sind schön. Bin ich mit mir im Reinen? - Ich war unruhig, konnte nur schwer zur Ruhe kommen. Mich zog es in die Natur, wo ich zur Ruhe kam. Ich spürte, wie die Zeit läuft, dass es kein zurück gibt. Wo sind meine Grenzen? Nehme ich sie wahr? - Als ich mich auf den Weg machte, wusste ich nicht wohin. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich wollte bei mir sein. Ich lief in neue Quartiere und ließ alle sozialen Gedanken mal weg. Ich begann, die Menschen in meiner Nähe wahrzunehmen, nicht nur die in der Ferne. Ich dachte an meinen Sohn und habe ihm ein Geschenk gekauft. - Ich war in mieser Stimmung und ging bergauf, auf der Suche nach Kirchen. Ich fand sie offen und leer. Ich kam dort zur Ruhe, während mich ihre Glasfenster wärmten. Ich entdeckte auch einen Park, der mich faszinierte und beruhigte. Erinnerungen kamen aus der Tiefe. - Ich bin Leuten nach gegangen und habe ihren Alltag beobachtet. Dieser normale Alltag hat mich berührt. In den Glasfenstern findet alles zu einem schönen Bild zusammen. Ein Wunsch für das eigene Zerteilte, dass es zu einem Ganzen findet. - Ich habe andere Erfahrungen gemacht. Ich fühlte mich traurig, weil es Winter ist. Niemand schenkt einem Aufmerksamkeit. Seit einem Jahr bin ich nun hier und fühle mich immer noch fremd. Ich habe ein Gedicht geschrieben. Die Wahrheit ist weit weg und bestimmt nicht auf dem Weihnachtsmarkt zu finden. - Es war eine absolut positive Erfahrung, die Welt zu entdecken, dieses Leben inmitten des grauen Alltags. Ich bewegte mich zweckfrei und konnte Neues anders im Alten und Bekannten entdecken. Ich habe Dinge auf mich wirken lassen, dabei bekam ich Ideen und Perspektiven. Ich wurde vom Briefträger gegrüßt. Ein Hund hat mich angebellt. Ich konnte zuschauen und Sehnsucht entdecken, weil ich mich in einem geschützten Raum befand. - Ich habe mich entschlossen, diese Zeit als Geschenk zu sehen und war bei mir. Ich wurde von vielen Menschen gegrüßt. - Ich wurde langsamer, habe Details beobachtet. Ich wollte aus der Stadt in die Natur. Ich ging in den Park und zur Achalm. Habe dort Kaffee getrunken und meiner Sehnsucht, heraus zu kommen, Raum gegeben. - Es war eine reiche Zeit. Ich habe geschrieben und erfahren. Es war ein gutes Gefühl. Die Stadt ist erfüllt!“