Sommerakademie / Berlin / 2016
08. - 09. August



 |       



Ästhetische Interventionen „together“ und „Fun Journey“

Interaktiver Workshop in Kooperation mit der Teehausgalerie Potsdam e.V. - Gesellschaft für deutsch-chinesischen Kulturaustausch

08. und 09. August 2016

Orte:
Haus Sonneck, 12629 Berlin (Marzahn/Hellersdorf)
U Bahnhof Cottbusser Platz und unmittelbare Umgebung

Rückschau

Inhalte des Workshops behandelten die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen „Art & Craft“, sowie Wahrnehmungsübungen mit dem Ziel zu entdecken, was im normalen Alltag verpasst wird, wenn die Sinne auf zuviel gerichtet sind und zu schnell gelebt wird. Entschleunigung, Weniges, Körperwahrnehmung und Kontaktaufnahme standen somit ebenso im Mittelpunkt.
Auffällig war, dass die Stimmung der TeilnehmerInnen in dem Moment umschlägt, wo geschwiegen wird, wenn nichts mehr hörbar ist außer dem eigenen Atem und die Geräusche der Stadt um so dominanter werden. Spielerische Übungen unter dem Titel „together“ zeigen auf, wie schwer allen die Konzentration fällt, so dass einfachste Übungen zur Herausforderung werden. Doch schnell lernen die TeilnehmerInnen nacheinander ihre Namen zu nennen, so dass ein Rhythmus entsteht, ein Klangraum, den die eigene Stimme mit gestaltet.
So nimmt die Energie zu, die Wachsamkeit steigt und die Verbindung aller miteinander wird von allen deutlicher erfahren. Die Gruppe erscheint kraftvoller und verletzbarer zugleich. Auch wird die Verantwortung, die jeder einzelne während der Übungen trägt, spürbar, denn wer aussteigt, schwächt die gemeinsame Intensität.
Im geschützten Raum des grossen Gartens von „Haus Sonneck“ liegt ein zusammengefalteter schwarzer Nesselstoff mit den Maßen 160 cm x 12 Meter. Die Aufgabe lautet, mit dem Stoff etwas zu gestalten, das alle mit einbezieht. Nach kurzer Zeit traut sich die erste den Stoff zu entfalten. Andere reagieren, indem sie die Ecken, Enden und Seiten halten. Jemand lässt sich von den anderen im Tuch tragen, ein Apfel wird gemeinsam in die Luft katapultiert und wieder aufgefangen. Die Atmosphäre wird lockerer und spielerische Impulse führen schliesslich zur Formation eines Drachens, den alle koordiniert in Bewegung halten.

Der nächste Tag steht unter dem Titel „Fun Journey“. Dazu bewegen wir uns im öffentlichen Raum fort. Sofort werden wir wahrgenommen, da wir uns als Gruppe formieren, schweigend und betont langsam bewegen, während alle anderen rasch an uns vorbeigehen.
Durch den U-Bahntunnel hindurch gelangen wir zu einem offenen Naturraum mit Sandwegen, hohem Gras, Büschen und Bäumen, umsäumt von Hochhaussiedlungen. Dort stehen wir im Kreis und nehmen Kontakt miteinander, sowie dem Umraum auf. Wir fahren herunter, nehmen wahr, was ist, was kommt und geht.
Auf unserem Rückweg halten wir im U-Bahn Tunnel an und bringen unsere Stimmen zum klingen. Ein Chorkonzert entsteht, eine Improvisation aus hohen, tiefen, lauten und leisen Tönen, die einen Rhythmus schlagen. Unser Klang wird vom Echo des Tunnels weitergetragen und mischt sich mit den Schritten und Stimmen der Passanten, die an uns vorbeigehen, sowie mit den Geräuschen der Ankommenden und Abfahrenden Züge.
Wieder war zu erleben, wie schnell sich die Gruppe in den verschiedenen Aktionen zu einem „Instrument“ zusammenfindet und im öffentlichen Raum seine Spuren hinterlässt, während sie in ihn hinein klingt.

Jens Reulecke


Reaktionen der Teilnehmenden

-Alles ist möglich!
-Ich habe mehr über die Gefühle meines Herzens erfahren.
-Wir fühlten die Sonne, den Boden und hörten die verschiedenen Klänge. Als wir sangen, war es zunächst komisch, doch dann wurde es interessant, denn die Energie der Gruppe wurde spürbar; so wurden wir Teil eines Teams..
-Den geschützten Raum zu verlassen und hinauszugehen, führt zu anderen Erfahrungen.
-Wir gingen hoch und hinunter, sahen den Wind das Gras bewegen, standen im Schatten oder in der Sonne. Im Tunnel zu singen, war zunächst merkwürdig, bis uns die gemeinsamen Klänge verbanden..
-Vor dem Workshop dachte ich, dass Kunst lediglich die jeweilige Kultur einordnet und ging ansonsten nicht über den Horizont meines Klavierspiels hinaus. Hier nun habe ich etwas anderes erfahren. Kunst ist frei und betrifft mich persönlich. Ich habe keinen Grund nervös zu sein, denn sie ist Teil meiner Natur..
-Die Sonne scheint und der Wind ist kühl. Wir sollen runterfahren und den Unterschied wahrnehmen, zwischen dem, was wir jetzt erleben und dem, was gleich folgen wird.
-In der Öffentlichkeit laut zu singen und sich nicht darum zu kümmern, was die Menschen darüber denken, ist komisch. Zuerst war ich zu schüchtern, um laut zu singen. Dann aber wurde ich immer sicherer. All diese Erfahrungen werden einen Unterschied in meinem Leben bewirken..
-Ich weiß nicht genau, was ich über Kunst denke. Ist Kunst Spaß? Eine Form tieferen Ausdrucks?..
-Ich denke, dass ich ein ungeduldiger Mensch bin.. Mich überrascht der Klang meiner eigenen Stimme. - Ich staune..